Eine Reise durchs Traumland: Wilhelm Buschs Erzählung »Eduards Traum« bei DAV als Hörbuch
Wilhelm Busch ist bis heute einer der populärsten Dichter Deutschlands – und doch sind nicht alle seine Werke so bekannt wie die berühmten Bildergeschichten rund um die Lausbuben Max und Moritz. Die Erzählung »Eduards Traum« gehört zu Buschs Spätwerk und hat aufgrund ihrer besonderen Erzählstruktur gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen. So wird Buschs episodenhafter Schreibstil von den einen kritisiert, während die anderen Busch Progressivität und Kreativität attestierten. »Eduards Traum« besteht aus in eine Rahmenhandlung eingebetteten, unzusammenhängenden und häufig keiner Logik folgenden Traumsequenzen, die der schlafende Eduard als kleiner Punkt schwebend durchreist. Gelesen wird die abstruse Busch-Erzählung von Hans Paetsch, der bereits zahlreiche Geschichten mit Hingabe interpretierte und sich als »Märchenonkel der Nation« einen Namen gemacht hat. Paetsch fängt das Surrealistische und das Groteske wunderbar ein, bringt aber auch die von Busch stets mitgedachte gesellschaftskritische Ebene pointiert zum Vorschein. Die vom NDR Kultur vertonte Lesung erscheint bei Der Audio Verlag als Hörbuch und umfasst 1 mp3-CD.
»Im selben Momente erfasste michs wie das geräuschvolle Sausen des Windes, ich wurde hinausgewirbelt.«
Als Eduard eines Nachts zu träumen beginnt, verdoppelt er sich und schwebt als Miniaturversion seiner selbst durch eines seiner Nasenlöcher in seine eigene Traumwelt hinein. Diese ist wirr und chaotisch, denn die Naturgesetze und die Gesetze der Logik sind aufgehoben: Statt der üblichen Lebewesen bewohnen Zahlen, Würste und tanzende Atome die Ortschaften, die Eduard in seinem Traum durchstreift. Als er ein kleines Städtchen erreicht, sieht er sich auch dort mit veränderten physikalischen Bedingungen konfrontiert. Die Stadt liegt platt auf der Seite; der Eingang ist so niedrig, dass selbst der winzig kleine Punkt, zu dem Eduard im Traum geworden ist, sich den Kopf stößt. Auch innerhalb der Stadtmauern offenbart sich ein seltsames Schauspiel: Die Bewohner müssen sich auf dem Boden liegend fortbewegen. Eduard dagegen schwebt weiter durch seine Traumwelt, besieht sich alles mal aus der Vogelperspektive, mal vom Boden aus – gerade so, wie es die losen Gesetze des Träumens zulassen.
Hans Paetschs NDR kultur-Lesung von »Eduards Traum« als Hörbuch
Hans Paetsch (†2002) war einer der beliebtesten Hörbuchsprecher Deutschlands. Er begeisterte seine Hörer*innen nicht nur mit seinen wundervollen Märcheninterpretationen, sondern las auch die Werke großer Schriftsteller mit besonderer Ausdrucksstärke und Liebe zum Detail. Bei DAV erschienen unter anderem seine Lesungen von bekannten Titeln Fontanes, Roths oder Tolstois. Nun reiht sich mit Wilhelm Busch ein weiterer namhafter Dichter in das Kabinett der Weltliteraten ein, denen Paetsch seine Stimme lieh. Seine vom NDR Kultur produzierte Lesung von »Eduards Traum« entführt das Publikum in eine Welt, die fernab der Grenzen der Realität liegt.