»Ein Tag im Jahr. 1960–2000«: Christa Wolf zieht jährlich Bilanz – ein besonderes Tagebuch aus der Klassiker-Edition »Große Werke. Große Stimmen.«
Im Jahr 1960 rief die russische Zeitschrift »Istwestija« Schriftsteller und Schriftstellerinnen dazu auf, den 27. September bestmöglich zu charakterisieren. Die damals 31-jährige Autorin Christa Wolf kommt dieser Aufforderung in besonderem Maße nach: Nachdem ihr bewusst wird, welche herausragende Bedeutung ein einzelner Tag bekommt, wenn man sich intensiv mit ihm befasst, macht sie die Beschreibung dieses Herbsttags zum alljährlichen Ritual. Fortan fasst sie an jedem 27. September ihre Gedanken zusammen, analysiert ihr Familienleben oder setzt sich kritisch mit dem DDR-Regime auseinander. Das Ergebnis von 40 Jahren Kontemplation und Reflexion präsentiert Der Audio Verlag als Autorenlesung auf 1 mp3-CD – ein außergewöhnlicher Einblick in das Leben der wohl bedeutendsten Autorin der DDR.
Christa Wolfs authentisches Zeitzeugnis als Hörbuch
Anders als beispielsweise bei Biographien üblich wird der Klassiker »Ein Tag im Jahr. 1960–2000« nicht rückblickend erzählt. Die Autorin befindet sich stets im Augenblick, ihr Schreiben wird unmittelbar vom Tagesgeschehen, ihren Stimmungen, ihrem derzeitigen Lebensgefühl und dem Einfluss ihrer Umgebung gelenkt. Dank dieser Aktualität spürt man die Präsenz Christa Wolfs in jeder Zeile – sei es bei intimen Erinnerungen, politischen Pamphleten oder ausgefeilten Abhandlungen über gesellschaftliche Entwicklungen. So porträtiert sie nicht nur ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, sie gibt auch viel von sich selbst preis: Christa Wolf zeigt sich in ihrem Tagebuch als Mutter, Ehefrau, Schriftstellerin, Aktivistin und letztlich auch als Zerrissene – selten kam die mehrfach preisgekrönte Autorin im Spannungsfeld zwischen Privatem und Öffentlichem wirklich zur Ruhe.
Der Klassiker »Ein Tag im Jahr. 1960–2000« als Hörbuch bei DAV: Eine Autorenlesung
Die Authentizität des Hörbuchs »Ein Tag im Jahr. 1960–2000« manifestiert sich auch darin, dass die einzigartigen Tagebucheinträge Christa Wolfs von der Autorin selbst gelesen werden. Die Trägerin des Deutschen Buchpreises vermag es, ihre Gedanken so lebendig, intensiv und kunstfertig vorzutragen, dass dem Hörer oft der Atem stockt – und wird ihrem eigenen Werk so mehr als gerecht. Das Tagebuch fügt sich in eine Reihe von erfolgreichen Hörbüchern der Autorin ein: Neben »Ein Tag im Jahr. 1960–2000« veröffentlichte Der Audio Verlag außerdem ihre Erzählungen »Was bleibt«, »Kein Ort. Nirgends«, »Nachruf auf Lebende«, »August« und »Kassandra«. Am 1. Dezember 2011 starb Christa Wolf nach schwerer Krankheit.